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Marokko: Geplante Spontanität

Wer mit dem Fahrrad reist, braucht nicht nur ein bisschen Durchhaltevermögen und Willen, sondern auch einen Plan. Und vor allem die Bereitschaft, diesen Plan jederzeit aufgeben zu können. Denn zu den großen Reizen des Radreisens gehört, spontan zu sein und sich auf die Dinge einstellen zu können. Nichts ist eben so flexibel wie ein Fahrrad.

Insofern läuft meine Planung für knapp drei Monate Marokko-Radtour aktuell zwar auf Hochtouren, zugleich aber auch nur nur mit mäßiger Kraft. Klar ist: Am 16. September landet meine Fähre von Sète in Nador, geht das Abenteuer los. Um es halbwegs entspannt zu starten, habe ich sogar schon eine Unterkunft in Nador reserviert, denn ich will mich zunächst um Dinge wie eine marokkanische Sim-Card kümmern und ein bisschen ins Alltagsleben eintauchen.

Am nächsten Morgen geht es dann aufs Rad, und damit steht die erste Probe an. Es gibt nämlich an der Nordküste zwischen Nador und Al-Hoceima kaum Orte und demnach auch keine Versorgungsmöglichkeiten. Und irgendwo dazwischen will ich auch die Nacht verbringen. Da heißt es aufmerksam sein und spontan entscheiden.

Die anschließenden Tage werde ich im Rif-Gebirge verbringen und dort Bekanntschaft mit Marokkos Anstiegen machen. Eine Grobplanung auf Komoot ergab so um die 1.600 Höhenmeter für Etappen um die 70 Kilometer. Klingt nach viel Arbeit. Die Gegend ist übrigens berüchtigt für Mariuhana-Anbau und entsprechende semilegale Kollektive, von denen ich mich nach Ansicht aller bisher Befragten unbedingt fernhalten soll. Vielleicht hilft es ja, über die Pässe zu fliegen. Ziel ist Chefchaouen, die „blaue Stadt“ im Rif-Gebirge, in der ich meine ersten radfreien Tage verbringen werde. Denn auch das gehört zur Radreise: Pausen machen, damit der Körper sich erholt, vor allem aber, damit sich das Reisen auch lohnt. Denn das Radeln ist nur der Antrieb zum Ziel, und das wiederum ist natürlich der Weg, auf dem das Glück liegt.

Zu den großen Herausforderung der Vorbereitung einer Radreise gehört die Ausrüstungsfrage. Da ich im Herbst unterwegs bin, sowohl durch die Sahara radle als auch über den Hohen Atlas will, muss ich mit einem Temperaturspektrum zwischen +42 und – 10 Grad rechnen. In meinen Gepäcktaschen sollen maximal 20 Kilo liegen. Jedes Kleidungsstück muss also multifunktionell sein und auch im Zwiebellook funktionieren. Doch auch hier gilt natürlich: Vorher ist alles blanke Theorie, und in der Realität braucht es Spontanität, um die beste Lösung zu finden.

Was kontinuierlich gewachsen ist, ist die Vorfreude. Ich habe in der Zwischenzeit viele YouTube-Videos von anderen Radreisenden gesehen. Habe Bücher gelesen, mein verrostetes Französisch abgestaubt und die ersten Worte auf Arabisch geübt. Mich erwartet ein Land zwischen westeuropäischem Flair und exotischem Oasenalltag. Ein vergleichsweise modernes Land mit einer nicht unumstrittenen politischen Struktur, ein Land, das den Fußball liebt (2025 findet der Afrika Cup in Marokko statt, 2030 die WM) und in dem Radfahrer willkommen sind.

J'arrive, Marokko!

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Kommentare: 1
  • #1

    Elke (Mittwoch, 18 September 2024 20:57)

    Bonne Route!!