Das war ein echter Tag aus der Wundertüte! Irgendwann gestern Abend brachen alle Weiterreiselösungen langsam in sich zusammen und ich realisierte, dass ich in Pula ein wenig in der Falle saß. Die Fähre von Pule nach Mali Lošnj, Lösung A, ist seit dem 30. August in der Winterruhe, hätte aber eh keine Räder mitgenommen. Lösung B, mit dem Rad nach Breštova, inkl. drei happiger Anstiege, und dann mit Fähren erst nach Cres und dann nach Krk zerbarst ebenfalls, weil es zeitlich nicht funktionierte. Plan C, über Rijeka radeln, scheiterte am langen Umweg, ich will ja noch weiter in den Süden und nicht zu spät in Bosnien ankommen, um dort noch etwas fröhliches Wetter zu genießen, statt Herbst. Also musste die Jokerkarte her: morgens um Sieben in Pula zum Busbahnhof und darauf hoffen, dass ein Busfahrer mein Rad mitnimmt. Erfolgschancen? Laut einschlägiger Radreiseforen nicht nennbar.
Inzwischen war es halb zwei in der Nacht, und ich stellte den Wecker auf 5:45 Uhr. Immerhin hatte ich nach dem Fußballspiel in eine kleine Pension unweit des Busbahnhofs in Pula eingecheckt. Also kein Zelt abbauen und nur kurz zun Bahnhof rübergehüpft. Den Rest der Nacht zerbröselten erst eine Mücke und dann mein Zimmernachbar, der wohl den Bus um 5:35 Uhr kriegen wollte...
Viertel vor Sieben stand ich ziemlich zerschlagen und ohne Frühstück am Bahnhof und zog die nächste Jokerkarte aus der Wundertüte: "Yes", grummelte der Busfahrer und knöpfte mir zusätzliche 60 Kunas für das Rad ab. Aber ich war drin!
Zwei Stunden später spuckte mich der Bus im kochenden Rijeka aus und ich langte erneut in die Wundertüte. Es war eine Niete mit der Aufschrift "Komoot", dem eigentlich ziemlich genialen Navigationsprogramm. Diesmal griff es ganz tief in die Trickkiste. Führte mich quasi sofort über fünf Kilometer supersteil über die Dächer von Rijeka, wählte insgesamt ziemlich abenteuerliche Wege und krönte das Ganze mit einem völlig verrückten Trampfelpfad, auf dem ich mein Rad bei locker 15 Prozent Downhill kaum zu Fuß runterkriegte, geschweige den fahrend (siehe Bilderstrecke). Nach anderthalb schweißtreibenden Stunden hatte ich ganze 7,6 Kilometer auf dem Tacho und sah endlich Land bzw. Wasser. Und sah vor allem, dass die als untauglich klassifizierte Straße von Rijeka entlang des Bergfusses sehr wohl geeignet gewesen wäre. Aber hey, irgendwie war es trotzdem ein Spaß, einfach, weil es so unglaublich absurd war und mich ne Menge Körnchen kostete.
Dann kam die Insel Krk in Sichtweite, die über eine kleine Brücke zu befahren ist. Also immerhin keine Fährprobleme! Dafür ist das nagelneue Teil derart schmal, dass ein Wohnwagengespann an einem Radfahrer nicht vorbeikommt. LKW eh nicht. Ich gab zwar alles, doch hinter mir staute sich der Urlaubsverkehr und ich war vermutlich der Buhmann für eine Menge Familien.
Die Insel"autobahn" blieb gemeingefährlich. Viel zu schmal und unglaublich dicht befahren. Dazu schön wellig, dass ich bergrunter mit dem Autoverkehr mithalten konnte, berghoch aber wie gewohnt alles hinter mir staute. Sorry, aber was sollte ich machen? Bei der ersten Gelegenheit bog ich dann ab und landete in Malinska, wo ich auf einem winzigen, ausnahmslos von Deutschen bewohnten Campingplatz, das letzte freie Zipfelchen bekam. Der Rest war Sightseeing und ein bisschen sehen und gesehen werden an der Strandpromenade.
Die Stimmung ist hier etwas anders als in Istrien. Nicht mehr so ausnahmslos deutsch, eher international und vor allem auch spürbar kroatisch. Deshalb weiß ich nun auch, warum ich so böse gelästert habe in den ersten beiden Posts: ich war eigentlich am Teutonengrill, dachte aber, ich sei in Kroatien 😂
Morgen gehts weiter auf die Insel Rab, wo ich dann nochmal ein paar Strandtage einlege ehe die nächsten Ziele so klangvolle Name wie Zadar, Šibenik und Split tragen und das Abenteuer langsam auf Touren kommt (so richtig beginnt es erst in Bosnien). Das ursprünglich für das kommende Wochenende angesetzte Duell Hajduk gegen Dinamo Zagreb ist leider auf Ende August vorgezogen worden, trotz meiner eigentlich perfekten Planung. So ist das eben mit Windertüten...
Für die nächsten Tage ist hier nun erstmal Urlaubspause. Genießt die Tage, euer hardy cyclist
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